Artemis von Gabii
Als eine der zwölf olympischen Gottheiten gehört Artemis zu den wichtigen Göttinnen der griechischen Mythologie. Sie und ihr Zwillingsbruder Apollon sind die Kinder des Zeus und der Leto. Ihre Jungfräulichkeit – ein Aspekt, der nur wenigen Göttinnen zugeschrieben wird – bewahrt sie sich hartnäckig. Als Göttin der Jagd durchstreift sie die Wälder, doch ist sie auch die Hüterin der Frauen und Kinder. Eine besondere Rolle kommt ihr beim Übergang der jungen Mädchen in das Erwachsenenalter zu.
Die Marmorstatue wurde im antiken Ort Gabii in der Nähe Roms gefunden. Sie weist nur wenige neuzeitliche Ergänzungen auf. Die heute im Pariser Louvre ausgestellte Skulptur besitzt allerdings keine Attribute, die sie vordergründig als Artemis benennen. Die lebensgroße, weibliche Gestalt trägt einen doppelt gegürteten Chiton. Der Kopf ist seitlich zur rechten Schulter gewendet und folgt dabei dem Motiv der Hände: Sie ist im Begriff einen Mantel an- oder abzulegen bzw. ihn mit einer Fibel festzustecken. Dabei ist sie ganz in sich versunken.
Erkennbar wird die Göttin Artemis an ihrem kurzen Chiton und dem fest geschnürten Riemenwerk der Sandalen, die Tracht einer Jägerin. Bereits der antike Schriftsteller Homer beschreibt die junge Göttin als Herrin des Bogens und der Jagd. Prägnant ist der besonders plastisch ausgearbeitete Faltenwurf der Tracht. Zudem legen die eng am Kopf zurückgelegten Locken die Sicht auf ihr regelmäßiges, aber regungsloses Gesicht frei.
Die kaiserzeitliche Kopie gibt wohl ein verlorenes, griechisches Original aus den Jahren um 350 v. Chr. wieder.
Obwohl die Pariser Artemis in ihrer Erscheinung sehr unmittelbar wirkt, so bleibt sie doch bemerkenswert distanziert. Ganz mit sich selbst beschäftigt ist sie in ihrer eigenen, göttlichen Sphäre, in der für sie der Betrachter nicht existiert.
Mehr Informationen zum Abguss und zum Original unter:
http://arachne.uni-koeln.de/item/reproduktion/3304480