Der Faustkämpfer (ausgesucht von unserem Schülerpraktikanten Zephir Moustacakis)
Hallo, mein Name ist Zephir, ich war dieses Jahr Schülerpraktikant in der Abguss-Sammlung. Mir ist der bärtige Grieche direkt aufgefallen. Er steht nicht wie viele der anderen Statuen der Sammlung wie ein Sieger da, sondern sitzt erschöpft auf einem Stein und schaut nach rechts oben. Der Mann stützt sich sitzend mit gebeugtem Rücken auf seine Oberschenkel. Er hat einen breitgebauten, muskulösen Körper. Seine Beine sind angewinkelt und das rechte ist dabei leicht nach vorne gestreckt, sodass der Fuß nur auf der Hacke ruht.
Man erkennt sofort, dass hier ein Faustkämpfer dargestellt ist, da er mit Leder umbundene Schlagriemen um die Hände gewickelt hat, die als Boxhandschuhe dienten. Beim bronzenen Original sind die Details noch besser zu erkennen. Sein ganzer Körper ist unversehrt, aber das Gesicht ist schwer verwundet.
Blut ist aus dem Gesicht auf Arm und Oberschenkel getropft (nur am Bronzeoriginal zu erkennen). Dazu kommen ältere Wunden: Das linke Auge ist angeschwollen und unter dem rechten Auge wird ein Bluterguss erkennbar. Auch die Nase ist gebrochen. Die Ohren sind zudem von zahlreichen Schlägen aufgequollen. In der Antike war beim Faustkampf nur das Zielen auf das Gesicht erlaubt. Den Körper durfte man nicht verletzen. Ein anderes Merkmal ist das für einen Faustkämpfer typische zurück gebundene Glied. Es sollte beim Kampf geschützt werden.
Früher glaubte man, hier sei ein Verlierer des Boxkampfes dargestellt. Doch heute gehen wir davon aus, dass es sich um einen Gewinner handelt: In der Antike wäre kaum soviel Geld ausgegeben worden, um einen Verlierer darzustellen. Das Bild des erschöpften und verletzten Siegers war in dieser Form aber nur in der Epoche des Hellenismus möglich (ca. 330-30 v. Chr.). Hier thematisierte man die Strapazen des Kampfes, durch die der Sieg noch größer erschien.