Kauernde Aphrodite / Cassandre Mardonao

Zurzeit arbeite ich als Praktikantin im Rahmen meines Studiums in der Abguss-Sammlung Antiker Plastik an der Freien Universität Berlin. Heute möchte ich Ihnen eines der Stücke vorstellen, mit dem ich mich vor der coronabedingten Schließung der Sammlung intensiver beschäftigt habe.

Cassandre Mardonao

Der Abguss zeigt die Statue der sog. Kauernden Aphrodite: ein römisches Werk, das eine griechische Bronzestatue des 3. Jhs. v. Chr. kopiert. Diese wurde vermutlich von dem Bildhauer Doidalses geschaffen. Die römische Statue fand sich im 19. Jahrhundert in Frankreich und ist heute im Pariser Louvre zu sehen, allerdings ohne Kopf. Der Kopf stammt von einer anderen römischen Kopie und wurde nur im Abguss mit der Statue im Louvre verbunden.

Weibliche Nacktheit ist in der Antike ein Wesensattribut der Liebesgöttin Aphrodite. Der Künstler Praxiteles schuf im 4. Jh. v. Chr. die erste unbekleidete Statue der Göttin und von der Zeit an war diese Darstellungsform prägend. Das Besondere an der Kauernden Aphrodite ist ihre Haltung. Denn sie zeigt uns die Göttin in einer intimen und zugleich dynamischen Position beim Bade. Bemerkenswert sind zudem die fleischigen Bauchfalten, die durch die kauernde Haltung entstehen. Zusammen mit den Brüsten formen sie einen fülligen weiblichen Körper.

Kauernde Aphrodite

Die Statue der Aphrodite spiegelt ein Schönheitsideal der Antike wider und gibt uns wichtige Informationen über die damalige Vorstellung von Körperlichkeit. Die fülligen Formen stehen für eine erotische Konnotation.

Übrigens: Der berühmte französische Maler Paul Cézanne ließ sich von der Statue im Louvre inspirieren. In seinem Gemälde ‚Les Grandes Baigneuses‘ von 1906 finden wir eine sehr ähnliche Auffassung des weiblichen Körpers.


Mehr Informationen zum Abguss und zum Original unter: https://arachne.dainst.org/entity/1226178