Wusstet Ihr, dass heute Wiederholungstag ist? Daher wiederholen wir heute einen älteren Post:
Vor 50 Jahren wurde die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) gegründet. Bei den antiken Griechen und Römern war der Schutz vor Kopien und Nachahmung allerdings kaum ausgeprägt.
Die Versäumnisse von damals sind das Glück der modernen Archäologen. Da ein Großteil der griechischen Skulpturen in Bronze gegossen waren, wurden sie im Laufe der Jahrhunderte häufig gezielt zerstört, um das Material wiederverwenden zu können. Glücklicherweise war es ab dem 2. Jh. v. Chr. üblich geworden, öffentliche und private Gebäude mit Nachbildungen berühmter Bildwerke zu versehen. In der römischen Kaiserzeit wurde aus der Herstellung und dem Handel mit Kopien ein Massenbetrieb. Meist waren diese Nachbildungen in Marmor gearbeitet. Gleichzeitig wurden Gipsabgüsse von Skulpturen angefertigt, um diese in den Werkstätten kopieren zu können. Die Abguss-Sammlung steht also in einer bis in die Antike reichenden Tradition.
Römische Marmorkopien bilden eine der wichtigsten Materialquellen für heutige Archäologen. Bei der Untersuchung muss jedoch bedacht werden, dass Kopisten ihre Arbeiten an den Geschmack der Zeit anpassten und somit stilistische Unterschiede bemerkbar sind und teils sogar das Format der Skulptur verändert wurde. Die in unserer Sammlung befindlichen Doryphoroi (Sg. Doryphoros) sind ein gutes Beispiel für die Kopie eines berühmten Bildwerkes. Der um die Mitte des 5. Jhs. v. Chr. entstandene Doryphoros Polyklets galt als herausragende Ausführung des Kontrapostes, der An- und Entspannung von Körperpartien in einem gegenstrebenden Muster. Trotz ihres unterschiedlich guten Erhaltungszustandes, sind doch alle Abgüsse als Kopien eines einzigen Urstückes erkennbar. Dennoch ergeben sich feine Unterschiede in der Oberflächengestaltung, der Ausarbeitung der Muskeln und der verwendeten Bildhauertechniken. Ebenso kann die Darstellung der Haare in ihrer Komposition und Bearbeitung abweichen. Ein so freier Umgang mit Kopien und Nachbildungen von Kunstwerken scheint heute befremdlich, ist jedoch für die moderne Forschung von unschätzbarem Wert.