Als Studentin der Klassischen Archäologie und Praktikantin in der Abguss-Sammlung Antiker Plastik Berlin stelle ich euch heute meine Lieblingsstatue vor, von der sich ein Abguss auch in unserer Sammlung befindet. Es handelt sich um den ‚Hermes mit dem Dionysosknaben‘, der in der Mitte des 4. Jhs. v. Chr. von dem berühmten Bildhauer Praxiteles gefertigt wurde. Man fand die Statue 1877 im Heratempel von Olympia wieder. Im 2. Jahrhundert hatte sie dort bereits der römische Reiseschriftsteller Pausanias beschrieben.
Ich mag den Ausdruck dieser Statue, ihre Wirkung und das Gefühl, das sie in mir weckt. Vielleicht spielt es auch eine Rolle, dass hier mit Hermes und Dionysos zwei meiner Lieblingsgötter vereint sind.
Das Original der Statue ist aus parischem Marmor und mit 2,13 m leicht überlebensgroß. Hermes stützt sich mit seinem linken Arm auf einen Baumstamm, über den ein faltenreiches Gewand fällt. Auf seinem Arm sitzt der kleine Dionysos, der sich mit seiner rechten Hand an Hermes festhält. Der linke Arm des Dionysos fehlt; dennoch kann man deutlich erkennen, dass er nach etwas zu greifen versucht. Vermutlich hält Hermes dem Dionysosknaben einen Büschel von Trauben hin.
Dionysos ist der Sohn des Göttervaters Zeus und seiner Geliebten Semele. Nach dem Tod der Semele wuchs er noch ungeboren im Schenkel des Zeus heran. Nach seiner ‚Schenkelgeburt‘ musste er vor Hera – der betrogenen Gattin des Zeus – in Sicherheit gebracht werden. Zeus schickte Dionysos mit Hermes als seinen Beschützer nach Nysa, damit er dort von den Nymphen aufgezogen werde. Auf dem Weg dorthin hält Hermes kurz inne und bietet dem Knaben die Weintrauben an. Beide sind in der Statue ganz in ihrem neckischen Spiel versunken.
Weitere Informationen zum Abguss und zum Original unter:
http://arachne.uni-koeln.de/item/reproduktion/3304538