Abguss des Monats: August 2020

Im Jahre 1756 kam in der Villa dei Papiri im italienischen Herculaneum eine weibliche Bronzebüste zutage. Seit 2001 befindet sich ein Abguss des römischen Werkes in unserer Berliner Sammlung. Sappho gilt als die bedeutendste Lyrikerin des klassischen Altertums und lebte vermutlichvon ca. 630/612 bis 570 v. Chr. auf der griechischen Insel Lesbos. Ihre Werke wurden in der Antike in acht Büchern gesammelt, die heute nur noch fragmentarisch erhalten sind. Lediglich ein Gedicht ist vollständig erhalten. Sapphos Sprache ist direkt und klar, jedoch höchst raffiniert. Bewundert wurde sie vor allem wegen ihrer Euphonie (Wohlklang).

Bronzebüste, sog. Sappho

Die im Nacken gebundenen Haare legen sich in welligen Strähnen um das ebenmäßige Gesicht. Die idealisierten Gesichtszüge spiegeln kein realistisches Aussehen wider. Sappho lebte ca. 600 Jahre vor der Schaffung dieses Porträts. Für ein Frauenbildnis ist es höchst ungewöhnlich, dass die Figur in Mantel, aber ohne Chiton gekleidet ist, erkennbar am Büstenausschnitt. Da die römische Bronze aus einer Galerie von Bildnissen griechischer Herrscher, Dichter und Philosophen stammt, wurde angenommen, dass es sich auch bei diesem Bildnis um eine historische Persönlichkeit handeln muss. Aufgrund der ungewöhnlichen Kleidung kam man auf die griechische Dichterin Sappho. Doch dies bleibt unsicher.