Gudea / Mona Chanboura

Als Studentin der Vorderasiatischen Archäologie interessiere ich mich im Rahmen meines Praktikums in der Abguss-Sammlung besonders für die vielen neuassyrischen Reliefs, die dort zu finden sind.

Mona Chanboura

Was mich aber noch mehr beeindruckt, das ist der Abguss einer Statue des altorientalischen Herrschers Gudea. Er war der Statthalter der 2. Dynastie von Lagash im Süden des heutigen Irak (2144-2124 v. u. Z.) und hinterließ mit 26 Statuen die größte Menge an Skulpturen eines altorientalischen Herrschers. Das Original dieser Statue ist heute im Nationalmuseum in Bagdad ausgestellt. 

Gudea ließ sich in Beterposition mit seinen Händen vor die Brust gefaltet darstellen und trägt als Kopfbedeckung eine Breitrandkappe. Er ist mit einer Tunika bekleidet, die seinen muskulösen rechten Oberarm freilässt. Auf der Tunika erkennt man eine sumerische Inschrift. Sie preist Gudea selbst, aber auch den Stadtgott von Lagash und dessen Frau Baba. Die Inschrift erwähnt zudem, dass das Material der Statue aus Diorit besteht und aus dem Land Magan, dem heutigen Oman, importiert wurde.

Sitzender Gudea

Gudea war einer der bedeutendsten und am besten bekannten Statthalter im Alten Orient. Nach dem Zerfall des akkadischen Großreiches bestand Mesopotamien aus mehreren kleinen Stadtstaaten. Der Staat Lagash bildete sich durch die drei Städte Lagash, Girsu und Nina. Unter seiner Herrschaft ließ Gudea die alte sumerische Kultur wiederbeleben, die zuvor unter der akkadischen Herrschaft zurückgedrängt worden war. Dies führte zu einer sog. sumerischen Renaissance.

Wenn ich Statuetten von Königen und Königinnen sehe, dann frage ich mich, welche Intentionen hinter den Bildern stehen. Warum entschied er sich für genau diese Darstellung? Wie wollte der König oder die Königin sich beim Volk präsentieren? Gudea ließ seine Statuen in Tempel aufstellen. Wollte er wie die Götter damals angebetet werden? Oder wollte er vielmehr seine Demut den Göttern gegenüber durch die Beterposition darbieten?


Weitere Informationen zum Abguss und zum Original unter:
http://arachne.uni-koeln.de/item/reproduktion/3303677